Online Brokerage Gebühren: Wie Sie Entgelte richtig vergleichen

Depotpauschalen, Orderentgelte, Kursdaten und mehr

Die Online Brokerage Gebühren sind deutlich niedriger als die Kosten im Wertpapiergeschäft von Filialbanken. Doch wie genau setzen Online Broker ihre Kosten fest? Mitunter setzen sich die Orderentgelte aus diversen Komponenten zusammen – von denen einige noch nicht einmal auf der Abrechnung erscheinen.

Online Brokerage Gebühren: Das Wichtigste in Kürze

  • Broker können Depotpauschalen verlangen – viele verzichten darauf
  • Eine Wertpapierorder kann 5 € oder 120 € kosten
  • Die Orderentgelte richten sich nach Broker, Volumen und Handelsplatz
  • Für Sparpläne und im Fondsgeschäft fallen weitere Kosten an
  • Einige Broker verlangen monatliche Gebühren für Kursdaten und Handelsplattform
  • Im außerbörslichen Handel werden die Kosten oft in den Kursen versteckt
Inhaltsverzeichnis

    1. Die Gretchenfrage im Online Brokerage Test: Was kostet IHRE Order?

    Nahezu alle bekannten Fachzeitschriften veranstalten mehr oder weniger regelmäßig einen Online Brokerage Test, mit dem die Konditionen verschiedener Broker unter die Lupe genommen werden. Quintessenz des Tests ist dann eine Empfehlung von einzelnen Anbietern. Das Problem: Derlei Testergebnisse sind nahezu nutzlos, sofern die Kriterien nicht zufällig genau mit Ihrem individuellen Anforderungsprofil zusammenfallen.

    Ein Beispiel: Die Stiftung Warentest zählt den Kulmbacher Online Broker flatex zu den günstigsten Anbietern am Markt. Das trifft in der Tat zu, wenn ausschließlich die Konditionen für Aktienkäufe an deutschen Börsen berücksichtigt werden. Im Handel an ausländischen Börsenplätzen ist der Broker dagegen wesentlich teurer als zum Beispiel Lynx. Lynx wiederum verlangt für Inlandsorders mit großem Volumen deutlich mehr als klassische Online Broker wie comdirect oder DAB Bank.

    Kurzum: wenn Sie Online Brokerage Gebühren sinnvoll vergleichen möchten, müssen Sie zunächst ein individuelles Anforderungsprofil erstellen. Dazu müssen Sie wohl oder übel einen Katalog von 10 bis 20 Fragen möglichst detailliert beantworten. Relevant sind dann durchschnittliche Transaktionsvolumina, übliche Handelsplätze, Notwendigkeit von Sparplänen, Realtimekursen und Profisoftware und diverse weitere Kriterien.

    Preisbeispiele: So viel verlangen bekannte Broker für Orders

    Nachfolgend werden die Aktiendepot Kosten im Wertpapiergeschäft verschiedener großer Broker skizziert. Die aufgeführten Anbieter verstehen sich nicht als abschließende Liste empfehlenswerte Anbieter, sondern als Orientierungswert für die allgemein im Online Brokerage zu erwartenden Gebühren.

    2. Lynx

    Lynx – ein Introducing Broker für das britische Brokerhaus Interactive Brokers – verlangt für Orders über die elektronische Handelsplattform Xetra (der wesentliche Handelsplatz in Deutschland) eine Gebühr in Höhe von 0,14 % des Transaktionsvolumens, rechnet aber eine Mindestgebühr in Höhe von 5,80 € ab. Eine Maximalgebühr gibt es nicht. Dafür sind die Orders an US-Börsen ausgesprochen günstig: Pro Aktie werden 0,01 $ abgerechnet, die Mindestgebühr beträgt 5 $. Ab der 2001.  Aktie beläuft sich die Gebühr für  jede weitere Aktie auf 0,005 $. Die Maximalgebühr beträgt 1,25 % des Transaktionsvolumens.

     Online Brokerage Gebühren Lynx-Ordergebühren-Deutschland-USA

    Ordergebühren bei Lynx in D und USA

    3. comdirect

    Die Commerzbank Tochter comdirect berechnet für Orders eine Grundgebühr in Höhe von 4,90 € sowie eine Provision in Höhe von 0,25 % des Ordervolumens, mindestens jedoch 9,90 € und höchstens 59,90 €. Zusätzlich wird ein Handelsplatzentgelt fällig. Auslandsorders Kosten 7,90 € + 0,25 % bei einer Mindestgebühr in Höhe von 12,90 € und einer Maximalgebühr in Höhe von 62,90 €.

    comdirect-Ordergebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei der comdirect

    4. s-broker

    Sas Sparkassen Unternehmen S Broker verlangt 4,99 € + 0,25 % des Ordervolumens, mindestens jedoch 8,99 € und höchstens 54,99 €. Zusätzlich wird ein Handelsplatzentgelt fällig, das für Inlandsorders 0,99 €, im Direkthandel 0,49 € und im Handel an ausländischen Börsenplätzen 14,99 € beträgt. Zudem wird für jede Order ein Abwicklungsentgelt in Höhe von 0,49 € berechnet.

    S Broker-Ordergebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei S Broker

    5. DKB

    die Deutsche Kreditbank (DKB) verlangt für Orders an inländischen Börsenplätzen bis zu einem Ordervolumen von 10.000 € eine Gebühr in Höhe von 10 €. Übersteigt das Ordervolumen 10.000 €, beträgt die Gebühr 25 €. Zusätzlich fallen Fremdspesen an. Im Handel an ausländischen Börsenplätzen beläuft sich das Orderentgelt unabhängig vom Transaktionsvolumen auf 75 € pro Auftrag.

    DKB-Order Gebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei der Deutschen Kreditbank (DKB)

    6. flatex

    flatex verlangt für inländische Börsenorders pauschal 5,90 € zuzüglich Börsengebühren. Diese beginnen bei Orders über die elektronische Handelsplattform Xetra bei 2 Euro. Orders in den USA und Kanada werden lediglich mit 5,90 € abgerechnet, Aufträge in Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Österreich und der Schweiz kosten auch 5,90 €.

    flatex-Ordergebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei flatex

    7. DAB Bank

    Die DAB Bank verlangt pro Order 4,95 € + 0,25 %  des Transaktionsvolumens, wobei die Summe aus Grundgebühr und prozentualer Provision mindestens 7,95 € und höchstens 59,95 € beträgt. Zusätzlich wird ein Handelsplatzentgelt in Rechnung gestellt, bei Orders über Xetra beläuft  sich dieses auf 1,50 €, bei Orders über sonstige Inlandsbörsen auf 2,90 €.

    DAB Bank-Ordergebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei der DAB Bank

    Der Handel an ausländischen Börsenplätzen ist auch bei der DAB Bank deutlich teurer als der Inlandshandel. Der Zuschlag wird über ein höheres Handelsplatzentgelt abgedeckt, dass im Handel in den USA 15 € und im Handel in Australien, Belgien, China, Dänemark, England, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien 24 € beträgt. An exotischen Börsenplätzen fallen zum Teil noch deutlich höhere Gebühren: In Indonesien beträgt das Handelsplatzentgelt 0,8 % des Transaktionsvolumens, mindestens jedoch 60 €, in Portugal 0,2 % bzw. mindestens 30 €, in Singapur 0,5 % bzw. mindestens 26 €, in Thailand 0,7 % bzw. 26 , in Südafrika 2,5 % bzw. mindestens 40 €.

    8. Consorsbank

    Die Consorsbank verlangt für Orders in Deutschland, Frankreich, Spanien und Luxemburg eine Grundgebühr in Höhe von 4,95 €en sowie ein Provisionssatz in Höhe von 0,25 % des Transaktionsvolumens. Mindestens werden 9,95 € und höchstens 69 € abgerechnet. Das Handelsplatzentgelt  für Orders über Xetra beträgt 0,95 €.

    Consorsbank-Ordergebühren-Preisverzeichnis

    Ordergebühren bei der Consorsbank

    Orders an US Börsen werden mit einer Grundgebühr in Höhe von 19,95 € und 0,25 % Provision abgerechnet, wobei mindestens 44,95 € und höchstens 69 € anfallen. Im Handel an anderen Börsenplätzen fällt eine Grundgebühr in Höhe von 49,95 € sowie eine Provision in Höhe von 0,25 %  bei einer Mindestordergebühr in Höhe von 54,95 € an.

    9. Pauschale Depotgebühren, Kursdaten und Software-Abonnements

    Neben Orderentgelten können Broker diverse weitere Gebühren in Rechnung stellen. Darunter fallen zum Beispiel pauschale Depotentgelte, die je nach Broker 0- 200 Euro pro Jahr betragen. Einige Broker setzen in ihren Preisverzeichnissen solche Gebühren an, verzichten aber unter bestimmten Bedingungen darauf. Relevant sind dann insbesondere Depotbestände und Handelsaktivität.

    Auch für Echtzeitkursdaten können Gebühren anfallen: Die Bandbreite der monatlichen Abonnementkosten reicht von ca. 1- 150 Euro. Im oberen Bereich dieser Spanne werden Echtzeitkurse nahezu aller relevanten Börsenplätze aus dem In- und Ausland sowie von Terminbörsen bezogen. Der Bezug von Echtzeitkursdaten für inländische Blue Chip Aktien und für Indizes ist deutlich günstiger.

    Einige Broker lassen ihre Kunden zwischen einer Basis-Handelsplattform mit den grundlegenden Funktionen und einer Profi Handelsplattform mit vielen zusätzlichen Leistungen wählen. Dann stehen zum Beispiel erweiterte Charting Tools, Datenbanken, Handelssignale usw. zur Verfügung.

    10. Angebote und Gebühren im außerbörslichen Emittentenhandel

    Außerbörslicher Handel ist mittlerweile fester Bestandteil des Online Brokerage: Fast alle Broker bieten ihren Kunden die Möglichkeit zum direkten Handel mit Emittenten von derivativen Finanzprodukten. Über einzelne Anbieter wie zum Beispiel Lang & Schwarz  ist auch außerbörslicher Aktienhandel möglich. Grundsätzlich gilt für alle Produkte, dass der Handel während der regulären Börsenöffnungszeiten zu empfehlen ist, da ansonsten kaum Preistransparenz besteht.

    Während der Börsenöffnungszeiten kann sich der außerbörsliche Handel paradoxerweise lohnen: Viele Broker verzichten auf einen Teil der regulären Ordergebühren, wenn ohne den „Umweg“ einer Börse gehandelt wird. Das gilt insbesondere für Handelsplatzentgelte, im Rahmen von Sonderpreisaktionen jedoch auch häufig für die gesamte Ordergebühr.

    11. Spreads statt Kommissionen: Kosten im CFD Handel

    Der Handel mit Differenzkontrakten (CFDs) hat in den vergangenen Jahren Einzug ins Online Brokerage gefunden: Consorsbank, comdirect, S Broker und weitere Anbieter ermöglichen den Handel mit den Kontrakten. Im Handel mit Aktien-CFDs verlangen die meisten Broker Ordergebühren.

    Achten Sie dann darauf, dass für eine möglichst große Zahl von Aktien eine Preisgarantie gegeben wird: Dann können Sie zu denselben Kursen handeln, die auch an der Referenzbörse gestellt werden. Ohne eine solche Garantie droht eine Ausweitung der Spreads über den Markspread hinaus. Verlangt ein CFD Broker für einzelne Produkte keine Kommissionen, werden die Transaktionskosten zwangsläufig in den Spreads versteckt. > CFD Trading lernen

    12. Fazit

    Damit ein Online Brokerage Test sinnvolle Ergebnisse produziert, müssen Sie Ihr individuelles Handelsprofil berücksichtigen. Die Kosten unterscheiden sich nicht nur zwischen verschiedenen Brokern, sondern hängen insbesondere vom üblicherweise gewählten Börsenplatz ab. Weitere Kosten wie zum Beispiel Depotführungsentgelte müssen zusätzlich berücksichtigt werden.

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