Broker Gebühren: ING ist nach guten Geschäftszahlen Kandidat für stabile Preise

Viele Broker werden aufgrund der Niedrigzinsphase ihre Entgelte erhöhen

Bankkunden müssen sich im breiten Marktdurchschnitt auf deutlich steigende Gebühren für Girokonten, Kreditkarten und Wertpapierdepots einstellen. Der Grund: Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt die traditionellen Geschäftsmodelle von Banken infrage. Ein Blick auf die Geschäftsentwicklung einzelner Institute lohnt: Wo die Geschäfte gut laufen, werden die Brokerage Gebühren womöglich nicht so schnell angehoben. Ein solcher Kandidat ist nach den jüngsten Zahlen die ING (ehemals ING-DiBa).

  • Die anhaltende Niedrigzinsphase setzt Banken zu
  • Im breiten Marktdurchschnitt steigen Gebühren für Depot, Girokonto, Kreditkarte etc.
  • Besonders betroffen sind Vollbanken mit Einlagengeschäft
  • Anbieter mit guter Geschäftsentwicklung sind Kandidaten für stabile Gebühren
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Warum sind höhere Gebühren insgesamt wahrscheinlich?

Banken suchen in der Niedrigzinsphase nach neuen Ertragsquellen. Das bekommen seit geraumer Zeit Millionen Kunden zu spüren, die ein Girokonto führen. Die Institute erhöhen Grundgebühren oder führen diese neu ein, verlangen plötzlich Geld für jede einzelne Überweisung oder heben die Jahresentgelte ihrer Kreditkarten an.

Dem Einfallsreichtum der Banken scheinen keine Grenzen gesetzt. So führten einige Institute z. B. Gebühren im Bereich von 2-3 EUR für jeden am SB-Terminal ausgedruckten Kontoauszug ein. Andere erhöhen die Entgelte für Barauszahlungen oder führen Jahresgebühren für die bislang zumeist kostenlosen Girokarten ein. Eine Sparkasse führte gar eine Gebühr in Höhe von 0,01 EUR für das Anzeigen des Kontostands im Onlinebanking ein.

An welchen Stellschrauben können Broker Gebühren erhöhen?

Die Tendenz ist klar: Die Gebühren für Bankdienstleistungen werden in den kommenden Jahren signifikant steigen – besonders bei den Banken, die bislang einen wesentlichen Teil ihres Ertrags im Einlagengeschäft erzielt haben. Auch das Wertpapiergeschäft steht vor einer Phase steigender Preise, die spätestens im vergangenen Jahr begonnen hat. Kunden müssen sich auf Änderungen an zahlreichen Stellschrauben der Gebührenverzeichnisse einstellen:

  • Höhere Mindestgebühr
  • Höher angesetztes Gebühren-Cap
  • Höherer bzw. neu eingeführter Offline-Zuschlag
  • Neu eingeführte Gebührenbestandteile wie z. B. „Abwicklungspauschale“
  • Weniger „FreeBuys“
  • Neugruppierung von Handelsplätzen (weniger Börsen im günstigsten Tarif)
  • Höhere bzw. neu eingeführte Depotgebühren
  • Befreiung von Depotgebühren unter erhöhten Anforderungen
  • Höhere Gebühren für Kursdatenpakete
  • Höhere (interne) Handelsplatzentgelte

Dass der Wettbewerb auf dem deutschen Brokermarkt signifikanten Erhöhungen entgegensteht, ist eine vergebliche Hoffnung. Wettbewerb gibt es auch bei Girokonten und Kreditkarten – und dennoch sehen sich zahlreiche Banken aufgrund einbrechender Erträge in anderen Bereichen zu einer neuen Gebührenbelastung gezwungen.

Bestandskunden sollten Änderungen bei Gebühren im Brokerage aufmerksam verfolgen und bei einer entsprechenden Mitteilung sofort die konkreten Auswirkungen auf ihre Transaktionen berechnen. Neukunden sollten einen Blick auf die Preispolitik eines Brokers sowie dessen Geschäftsergebnisse werfen. Dadurch lässt sich vermeiden, dass ein bis dato günstiger Broker wenige Monate nach der Depoteröffnung zu einem mäßig attraktiven Handelspartner wird.

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Banken mit guter Geschäftsentwicklung könnten auf Erhöhungen verzichten

Natürlich lassen sich Gebührenerhöhungen durch Broker nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Es spricht aber vieles für zumindest mittelfristig stabile Entgelte, wenn ein Broker eine stabile Geschäftsentwicklung im Privatkundengeschäft vorweisen kann. Je besser die Entwicklung, desto geringer sollte das Risiko für einschneidende Änderungen sein – schließlich könnten diese die Entwicklung hemmen.

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Gute Zahlen bei der ING

Unter den Banken mit auffällig positiver Geschäftsentwicklung im aktuellen Marktumfeld sticht die ING hervor. Das Institut vermeldete in der vergangenen Woche den vierten Rekordgewinn in Folge. In der Pressemitteilung dazu heißt es: „Für die ING war das Geschäftsjahr 2016 das vierte Mal in Folge das erfolgreichste Jahr in ihrer Unternehmensgeschichte: Die Bank erzielte, trotz des schwierigen Branchenumfelds ein Rekordergebnis von 1.234 Mio. EUR vor Steuern.“

Der Anstieg des Gewinns um ca. 10,6 % ist nicht nur auf das Privatkundengeschäft zurückzuführen. Ein wesentliches Standbein der ING ist seit 2011 das „Wholesale Banking“. Doch auch im Privatkundenbereich liefen die Geschäfte gut: Netto wurden 250.000 Kunden hinzugewonnen, die Zahl der Girokonten wuchs um 370.000 bzw. 24 %. Zur Zahl der Depots machte die Bank in der Pressemitteilung keine Angaben. Das in 2016 verwaltete Depotvolumen wuchs um 14 %.

Stabile Konditionen bei Tagesgeld und Girokonto

Der enorme Zuwachs bei Girokonten dürfte eine Reaktion vieler Neukunden auf Gebührenerhöhungen bei der Konkurrenz widerspiegeln. Die ING verzichtet bislang gänzlich auf pauschale Kontoführungs- und Kartengebühren. Auf der Homepage wird versprochen, dies bleibe „auch weiterhin“ so.

Auch für Tagesgeld zahlt die Bank etwas mehr als die meisten Wettbewerber. Erstens gibt es ein Neukundenangebot, zweitens liegt der reguläre Zinssatz mit 0,35 % für die ersten 100.000 EUR gemessen am Marktumfeld noch immer recht hoch. Die in den letzten Jahren sehr stabile Preispolitik bei Girokonto und Tagesgeld lassen hoffen, dass Gebührenerhöhungen dort und im Brokerage zumindest noch eine Weile ausbleiben.

Das „Direkt-Depot“ der ING

Die ING adressiert im Wertpapiergeschäft nicht zuletzt Kunden, die neben dem „Direkt-Depot“ auch weitere Produkte nutzen. So dient z. B. das Tagesgeldkonto als Verrechnungskonto. Das Depot wird ohne Einschränkungen kostenlos geführt.

ING-Depoteröffnung

Depoteröffnung bei der ING

Die Ordergebühren bewegen sich auf einem für deutsche Broker marktüblichen Niveau. Pro Order fallen 2,90€ während der ersten 6 Monate, und dann 4,90 EUR + 0,25 Prozent und höchstens 69,90 EUR. Zusätzlich verlangt die Bank Handelsplatzentgelte (z. B. 1,75 EUR für Xetra-Orders) und Offline-Zuschläge (14,90 EUR).  Der Kostenaufschlag für Auslandsorders wird durch ein höheres Handelsplatzentgelt (12,50 EUR) erhoben.

Aktuell bewirbt die ING das Direkt-Depot mit 75 EUR Startguthaben. Voraussetzung für dessen Gutschrift ist ein Depotvolumen i. H. v. mindestens 5.000 EUR binnen sechs Wochen nach der Kontoeröffnung.

Wer die Brokerage Funktionen vorab testen möchte, kann neuerdings  einen „Demokauf Wertpapiere“ durchführen. Die Depoteröffnung ist – anders als beim Girokonto der Bank – bislang nicht mit dem Videoident Verfahren möglich.

Fazit:

Dass Banken im Zeitalter des Nullzinses Gebühren erhöhen und neu einführen, ist bekannt. Ebenfalls nicht neu: Wer eine gewisse Wechselbereitschaft an den Tag legt, bleibt zumindest von einem Teil der Gebührenerhöhungen verschont. Ein Blick auf die Geschäftsentwicklung einer Bank hilft bei der Einschätzung der künftigen Preispolitik: Wo die Geschäfte gut laufen, wird wahrscheinlich dem Marktanteil eine höhere Priorität eingeräumt als zusätzlichen Erträgen.

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