Depot übertragen: Wie es geht, was es kostet und was es bringt

Broker vergleichen, Depot übertragen und Prämie sichern

Wenn Sie zu einem anderen Broker wechseln möchten, können Sie ihr Depot dorthin übertragen. Dafür fallen in der Regel keine Gebühren an. Wählen Sie den richtigen Anbieter, können Sie mit dem Wechsel nicht nur Geld sparen, sondern im besten Fall auch eine hohe Geld- oder Sachprämie erhalten.

Depot übertragen: Das Wichtigste in Kürze

  • Depot übertragen ist meistens kostenlos
  • Ausnahme: Fremdspesen ausländischer Verwahrstellen
  • Depotübertrag dauert 2 Tage bis 4 Wochen
  • Keine Auswirkungen auf Steuern und Sperrfristen
  • Verlusttöpfe können mit dem Depot übertragen werden
Inhaltsverzeichnis
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    1. So läuft ein Depotübertrag ab

    Wenn Sie sich zu einem Depotübertrag entschließen, haben Sie in der Regel bereits eine Bank ausgewählt, bei der das neue Wertpapierdepot geführt werden soll. Diese Bank wird Ihnen ein Depotübertragsformular zur Verfügung stellen, mit denen die bisherige Bank mit dem Übertrag einzelner Wertpapiere oder des gesamten Depots beauftragt wird.

    Das Depotübertragsformular senden Sie ausgefüllt und unterschrieben an die neue Bank, die es dann bei der alten Bank einreicht. Vereinfacht dargestellt funktioniert die Übertragung der Wertpapiere von einer Bank zur anderen ähnlich wie eine Überweisung. In der Regel werden Wertpapiere heute nicht mehr physisch, sondern nur noch rein virtuell verwahrt. Die Verwahrung erfolgt bei zentralen Verwaltungsstellen, bei der jede Bank wiederum vereinfacht dargestellt ein Depot für (alle) ihre Kunden führt.

    Die abgebende Bank teilt der Verwahrstelle mit, dass ein bestimmter Wertpapierbestand fortan nicht mehr ihrem eigenen Kundenstamm, sondern dem Kundenstamm einer anderen Bank zuzuordnen ist. Die Verwahrstelle überträgt die betreffenden Wertpapiere dann von der abgebenden zur aufnehmenden Bank. Letztere erkennt an einer Referenznummer, welchem Kunden die übertragenen Wertpapiere zuzuordnen sind und bucht diese dem Kunden in sein persönliches Depot.

    Dieser Vorgang kann zwei (häufig der Fall) Tage, aber auch vier Wochen (selten) in Anspruch nehmen. Mit einer längeren Dauer ist insbesondere zu rechnen, wenn mehrere Verwahrstellen in den Prozess involviert sind und/oder Wertpapiere von ausländischen Verwahrstellen übertragen werden. Die übertragenen Wertpapiere müssen nicht zwingend alle am selben Tag dem neuen Depot eingebucht werden. Solange die Wertpapiere nicht in Ihrem Depot sichtbar sind, können Sie auch keine Verkäufe tätigen.

    Depot übertragen comdirect-Depotübertragsformular

    Depotübertragsformular der comdirect

    2. Kosten, Steuern und Fristen bei einem Depotübertrag

    Der Bundesgerichtshof (BGH) hat bereits im Jahr 2004 entschieden, dass Banken für Depotüberträge grundsätzlich keine Gebühren in Rechnung stellen dürfen. Die Richter äußerten die bis heute gültige Rechtsmeinung, dass der damit verbundene Aufwand durch die Depotführungsgebühr abgegolten sei. Das gilt ausdrücklich auch dann, wenn eine Bank ganz auf pauschale Depotgebühren verzichtet. Kosten fallen lediglich in Form von Fremdspesen an, sofern Verwahrstellen diese der neuen Bank berechnen. Damit müssen Sie insbesondere bei ausländischen Verwahrstellen und Namensaktien rechnen.

    Wenn Sie Ihr Depot übertragen, verlieren Sie nicht den steuerrechtlichen Bestandsschutz auf vor 2009 angeschaffte Wertpapiere: Diese können auch nach dem Übertrag steuerfrei veräußert werden, da die abgebende Bank der aufnehmenden Bank das Datum und den Kurs der Anschaffung automatisch mitteilt.

    Auch im Hinblick auf die Abgeltungssteuer treten bei einem Depotübertrag ohne Inhaberwechsel (darunter fallen fast alle Depotüberträge) in der Regel keine Probleme auf. Sie können Verlustverrechnungstöpfe eines laufenden Steuerjahres zur neuen Bank übertragen lassen. Dafür kann gegebenenfalls ein separater Antrag auf eine Verlustbescheinigung erforderlich sein.

    Die abgebende Bank überträgt auch sämtliche Sperrvermerke, die zum Beispiel im Zusammenhang mit Belegschaftsaktien hinterlegt sind. Zusätzlicher Aufwand kann beim Übertrag von offenen Immobilienfonds entstehen, da diese seit einigen Jahren mit einer mehrjährigen Haltefrist verbunden sind. Hier kann es erforderlich sein, die abgebende Bank gesondert zu Bestätigung des Anschaffungsdatums aufzufordern.

    Depotübertrag-BGH-MM

    Manager Magazin: Keine Gebühren für Depotübertrag

    3. Das müssen Sie sicherstellen, bevor Sie Ihr Depot übertragen

    Weder die abgebende noch die aufnehmende Bank garantieren Ihnen ein bestimmtes Datum, ab dem die Wertpapiere im neuen Depot wieder vollständig verfügbar sind. Rechnen Sie deshalb mit einer ungünstigen Entwicklung und mehreren Wochen Dauer. Auch während dieser Zeit müssen notwendige Depotverwaltungsmaßnahmen durchführbar sein.

    Insbesondere sollten Sie sicherstellen, dass Sie auf plötzliche Marktereignisse auch während der Phase des Übertrags angemessen reagieren können. In der Praxis kommt insbesondere die kurzfristige Absicherung des Depots gegen Kursschwankungen durch Optionen, Hebelzertifikate etc. in Betracht.

    Kommt es während der Phase des Übertrags zur Ausschüttung von Zinsen, Dividenden oder anderen Erträgen in einem Basiswert, ist das unproblematisch. Sofern Sie Anspruch auf die Ausschüttung haben, wird diese dem neuen Depot- bzw. Verrechnungskonto gutgeschrieben.

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    4. Kosten sparen durch Depotvergleich

    Auch wenn der Aufwand eines Depotübertrags überschaubar ist, sollte er sich lohnen. Suchen Sie sie im Vorfeld des Bankwechsels deshalb gezielt nach einem möglichst günstigen Depot (Depotkonto Vergleich) mit einer Kostenstruktur, die möglichst gut zu ihrem Anlageverhalten passt. Handeln sie wenig, sind niedrige, pauschale Depotführungsentgelte wichtig, handeln Sie viel, sollten die Ordergebühren niedrig sein.

    5. Prämien für Depotwechsel: Welche es gibt und was zu beachten ist

    Viele Banken räumen Ihnen Prämien oder Vergünstigungen ein, wenn sie Ihr Depot wechseln. Die Prämien allein sollten nicht der Grund für die Eröffnung eines Depots sein, können den Wechsel aber deutlich aufwerten. Nachfolgend ein Überblick über typische Neukundenangebote.

    Depotwechsel-Prämie-Coba

    Depotwechsel mit Prämie

    Zinsen

    Viele Banken und Broker räumen ihren Kunden quersubventionierte Zinssätze für Tagesgeld oder Festgeld ein, wenn Depotwerte ab einem festgelegten Volumen übertragen werden. Der Mehrwert dieser Angebote kann gemessen an der Differenz zum eigentlichen Marktzinssatz durchaus 500 € und mehr betragen.

    Ein typisches Angebot sieht eine Verzinsung in Höhe von zum Beispiel 4 % für Tagesgeld bis zum Beispiel 25.000 € mit 12 Monaten Zinsgarantie vor und verlangt dafür den Übertrag von Wertpapieren im Marktvolumen ab 10.000 € bei einer Haltefrist bis zum Ablauf der Zinsgarantie.

    Es versteht sich von selbst, dass sich derlei Angebote nur auszahlen können, wenn sie die Verzinsung durch die Anlage von Liquidität auch ausnutzen können. Achten Sie darüber hinaus auf das Kleingedruckte: Mitunter sind bestimmte Arten von Wertpapieren von der Begünstigung ausgeschlossen.

    Gutschriften

    Einige Banken verzichten auf den Umweg über Zinsen und schreiben ihren Kunden für den Übertrag eines Depots Geld auf dem Verrechnungskonto gut. Aufgerufen sind mitunter einige tausend Euro – was allerdings den Übertrag von Marktwerten im sechsstelligen Bereich voraussetzt. Es ist relativ selten, dass Gutschriften in dieser Form 1,0 % des übertragenen Marktwertes übersteigen.

    Sachprämien

    Einige Broker setzen auf Sachprämien wie zum Beispiel Tablet PCs. Typischerweise handelt es sich dabei um Broker, die um sehr aktive Anleger werben. Deshalb setzt die Prämie zumeist eine festgelegte Anzahl an Transaktionen in einem begrenzten Zeitraum nach der Kontoeröffnung voraus. Auch hier sind Mehrwerte von einigen hundert Euro keine Seltenheit. Die Angebote können sich also lohnen.

    Rabatte

    Befristete Rabatte auf die Ordergebühren werden nicht nur Kunden eingeräumt, die ein Depot übertragen, sondern sind dort, wo sie anzutreffen sind, typischerweise genereller Bestandteil der Neukundenpolitik. Es kann sich aber lohnen, im Vergleich einen Blick darauf zu werfen: Kann zum Beispiel zwölf Monate lang zu einem deutlich reduzierten Entgelt gehandelt werden, kann sich die Ersparnis bei entsprechender Handelsaktivität wiederum auf einige hundert Euro oder sogar mehr belaufen.

    6. Fazit

    Ein Depotübertrag ist für Sie in der Regel kostenlos und dauert zwischen wenigen Tagen und einigen Wochen. Die notwendigen Formulare werden Ihnen zumeist von der aufnehmenden Bank bereitgestellt, sind aber auch bei der abgebenden Bank erhältlich und selbsterklärend. Auf Bestandsregelungen für Haltefristen, Verlustverrechnungstöpfe und andere Aspekte der Abgeltungssteuer hat der Übertrag keine Auswirkungen. Das gilt auch für Sperrvermerke zum Beispiel im Zusammenhang mit Belegschaftsaktien.

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